Bevorstehende 2. Tagung der V. Synode des BEK
18. September 1986
Information Nr. 430/86 über die bevorstehende 2. ordentliche Tagung der V. Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen (BEK) in der DDR vom 19. bis 23. September 1986 in Erfurt
Die 2. ordentliche Tagung der V. Synode des BEK in der DDR findet vom 19. bis 23. September 1986 im Augustinerkloster in Erfurt statt.
Die Tagung wurde vom Präsidium der Synode des BEK einberufen und steht unter Leitung ihres Präses, Dr. Ing. Gaebler, Rainer/Leipzig1 (wissenschaftlicher Mitarbeiter im Brennstoffinstitut Freiberg) bzw. seiner Stellvertreter, Konsistorialrätin Cynkiewicz, Rosemarie/Berlin2 (Evangelisches Konsistorium Berlin-Brandenburg) und Rechtsanwalt de Maizière, Lothar/Berlin3 (Rechtsanwaltskollegium der Hauptstadt der DDR, Berlin).
Bisher vorliegenden Informationen zufolge werden an dieser Synodaltagung folgende kirchenleitende Amtsträger nicht teilnehmen:
Bischof Hempel/Dresden4 (20. bis 21. September 1986 Festvortrag zur 100-Jahr-Feier des Konfessionskundlichen Instituts des Evangelischen Bundes in Bensheim/BRD), Bischof Dr. Gienke/Greifswald5 (19. bis 21. September 1986 Teilnahme am »Fest des Glaubens« der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Hamburg/BRD) und Kirchenpräsident Natho/Dessau6 (17. bis 26. September 1986 Arbeitsbesuch bei der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Evangelischen Kirche der Pfalz in Darmstadt und Kaiserslautern/BRD).
Folgende namhafte ökumenische Gäste aus dem Ausland werden erwartet:
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Dr. Schmude/BRD,7 Präses der Synode der EKD (BRD und Westberlin), Mitglied des Bundetages, SPD/Jurist, ehemaliger Bundesminister;
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Diplom-Sozialwissenschaftlerin von Rotenhan/BRD,8 Mitglied der Synode der »EKD« (BRD und Westberlin);
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Pastorin Armitage/Großbritannien,9 Britischer Kirchenrat;
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Pfarrer Roos/Amsterdam10 (Niederlande), Vorsitzender der Abteilung für Internationale Angelegenheiten beim Rat van Kerken in den Niederlanden;11
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Pfarrer Bogusz/VR Polen;12
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Superintendent Hecker/Ungarische Volksrepublik.13
Hinweisen zufolge haben bisher folgende Korrespondenten westlicher Massenmedien beim Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, Abteilung Journalistische Beziehungen Anträge auf Berichterstattung von der Synodaltagung gestellt:
Karutz/»Die Welt«,14 Thielmann/idea15 (Informationsdienst der evangelischen Allianz/BRD), Rein/Süddeutscher Rundfunk.16
Folgende Mitarbeiter diplomatischer Vertretungen nichtsozialistischer Staaten werden zur Synodaltagung in Erfurt anwesend sein:
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Sandford, Gregory,17 II. Sekretär der Botschaft der USA in der DDR;
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Milne, Lorna,18 Mitarbeiterin der Politischen Abteilung der Botschaft Großbritanniens in der DDR;
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Kolitzus, Henner,19 Kulturreferent in der Ständigen Vertretung der BRD in der DDR.
Im Mittelpunkt der Synodaltagung stehen folgende inhaltliche Schwerpunkte:
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Bericht der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen (KKL) in der DDR,
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Arbeitsbericht des Sekretariats des BEK in der DDR,
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Bericht des Diakonischen Werkes der evangelischen Kirchen in der DDR,
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Bericht des Ad-hoc-Ausschusses »Friedensfragen« zum Thema »Unsere Kirchen auf dem Wege zum Bekennen in der Friedensfrage« (zur Frage der Vereinbarkeit des Waffendienstes im atomaren Zeitalter mit dem Status confessionis/Bekenntnisfrage),20 Referent: Propst Falcke/Erfurt,21
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Bericht zu den »Friedensdekaden« und deren Perspektive,22
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Stellungnahmen zu vorliegenden Eingaben und Anträgen,
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innerkirchliche und theologische Fragen.
Im Verlauf der Synodaltagung sollen Probleme des eigenständigen kirchlichen Friedensengagements sowie der Havarie im Kernkraftwerk Tschernobyl23 erörtert werden.
Streng internen Hinweisen zufolge soll der Bundessynode bereits eine Reihe Eingaben zu gesellschaftspolitischen Problemen vorliegen.
Zwei Eingaben, politisch realistische Positionen beinhaltend, unterstützen die Politik der DDR zur Erreichung einer Koalition der Vernunft, die Abrüstungsvorschläge der UdSSR24 sowie die jüngsten Aktivitäten des Friedensrates der DDR.25
Weitere Eingaben sind von politisch negativen Positionen geprägt, u. a.:
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Aufforderung an die Kirche, dem Staat Geldmittel zur Verfügung zu stellen, um den »Ausstieg aus der Kernenergie« zu ermöglichen (ESG Naumburg);
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Vorstellungen zum konziliaren Prozess26 im Sinne kirchlicher Friedensgruppen (Friedensgruppe »Frieden 83«,27 Seminar »Konkret für den Frieden IV«/Stendal,28 Verfasser des Materials »Selbstdarstellung und Aufgaben der kirchlichen Friedensgruppen im konziliaren Prozess«);29
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Darstellung der »Rechtsunsicherheit« für Wehrdienstverweigerer30 und Forderung nach kirchlichem Schutz vor strafrechtlicher Verfolgung; Forderung nach zivilem Wehrersatzdienst31 (Eingabe des hinlänglich bekannten Lietz/Güstrow).32
Weiteren internen Hinweisen zufolge beabsichtigen sogenannte Basisgruppen (Ökologie- und Friedensgruppen), erneut die Synodaltagung als öffentlichkeitswirksames Forum zu nutzen, um die Unterstützung kirchenleitender Gremien für ihre Arbeit zu erlangen.
Der Entwurf des Konferenzberichtes an die 2. Tagung der V. Synode33 wurde durch die KKL34 auf ihrer 107. ordentlichen Tagung am 5. und 6. September 1986 beraten.35 Dabei fanden die Teile I und II des Entwurfs mit vorwiegend innerkirchlichem und theologischem Inhalt die Zustimmung der Konferenz. Nicht akzeptiert wurde der Teil III mit vorrangig gesellschaftspolitischen Aussagen, der bis zur Tagung der Bundessynode überarbeitet werden soll.
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