Fluchthilfe durch die »Arbeitsgemeinschaft 13. August«
4. August 1986
Information Nr. 362/86 über die von der »Arbeitsgemeinschaft 13. August« in Verbindung mit kriminellen Elementen am 1. August 1986 inszenierte Provokation gegen die DDR
Nach dem MfS vorliegenden Informationen und im Ergebnis der Überprüfung der von der »Arbeitsgemeinschaft 13. August«1 auf ihrer sogenannten Pressekonferenz am 1. August 1986 genannten »Fakten« ist Folgendes festzustellen:2
Die im Mittelpunkt dieser Pressekonferenz gestandene »abenteuerliche Flucht« des DDR-Bürgers Braun, Heinz (48)3, wohnhaft gewesen [Straße, Nr.], 1110 Berlin, tätig gewesen als selbstständiger Vulkaniseur, hat nicht stattgefunden.
Braun wurde Mitte Juni 1986 (während der Zeit seines Urlaubes), organisiert von dem hinlänglich bekannten kriminellen Menschenhändler4 Quasner,5 auf bisher unbekannte Art und Weise nach Westberlin ausgeschleust und kehrte seitdem nicht wieder in die DDR zurück.
Im Unterschied zu den sonst üblichen Praktiken westlicher Medien, Fälle des ungesetzlichen Verlassens der DDR sofort zu publizieren, wurde diese Ausschleusung, wie Braun im internen Kreis selbst erklärte, zum Zwecke der Vorbereitung einer »großangelegten Aktion« im Hinblick auf den 13. August 19866 geheim gehalten.
Dem MfS ist bekannt, dass es zum Zwecke der Organisierung sogenannter spektakulärer Aktionen schon seit längerer Zeit ein enges arbeitsteiliges Vorgehen zwischen dem Kriminellen Quasner und dem Leiter der »Arbeitsgemeinschaft 13. August«, Hildebrandt,7 gibt.
Die Braun dafür versprochene Entlohnung dient u. a. zur Bezahlung seiner Ausschleusung.
Der geschilderte Grenzübertritt über die Grenzübergangsstelle Invalidenstraße unter den genannten Umständen mit einem sowjetischen Patrouillenfahrzeug Lada-Kombi und in sowjetischen Uniformen ist völlig ausgeschlossen, da es an dieser Grenzübergangsstelle keine Grenzpassage von Angehörigen der GSSD mit Pkw gibt. Die Grenzübergangsstelle Invalidenstraße wird nur von Angehörigen der GSSD, die zur Bewachung des sowjetischen Ehrenmals im Westberliner Bezirk Tiergarten eingesetzt sind, mittels KOM passiert.
Die durchgeführten Überprüfungen bestätigen, dass es auch an der Grenzübergangsstelle Friedrich-/Zimmerstraße, die noch von Angehörigen der GSSD zur Grenzpassage nach Westberlin genutzt wird, in dem angegebenen Zeitraum keinen ungesetzlichen Grenzübertritt eines Bürgers der DDR mittels sowjetischer Uniformen und Pkw gab.
[Passage mit schutzwürdigen Informationen nicht wiedergegeben]
Der gerichtsbekannte kriminelle Menschenhändler Quasner gehörte schon seit mehreren Jahren verschiedenen kriminellen Menschenhändlerbanden an und war an der Organisierung der Ausschleusung von Bürgern der DDR nach der BRD und Westberlin beteiligt. Eine Reihe von Angehörigen dieser kriminellen Vereinigungen sowie DDR-Bürger, die ausgeschleust werden sollten, wurden in den letzten Jahren festgenommen und verurteilt. In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass Quasner schon in der Vergangenheit mehrfach mit Veröffentlichungen von angeblich spektakulären Ausschleusungsaktionen in Erscheinung trat, die sich sämtlich als seine Erfindung erwiesen. Er versucht damit, die von seiner kriminellen Vereinigung angewandten Mittel und Methoden bei der Ausschleusung von DDR-Bürgern zu verschleiern, seine Geldgier zu befriedigen und zugleich sein Renommee aufzupolieren.
Die Untersuchungen werden fortgeführt.