Herbstsynoden ev. Kirchen in Thüringen, Mecklenburgs und Anhalts
2. Dezember 1986
Information Nr. 538/86 über die Herbstsynoden der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburg und der Evangelischen Landeskirche Anhalts
Nachstehend wird über die letzten Herbsttagungen der Synoden evangelischer Landeskirchen in der DDR informiert:
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5. Tagung der VII. Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen (13. bis 16. November 1986 in Eisenach),
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10. Tagung der X. Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs (13. bis 16. November 1986 in Schwerin),
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10. Tagung der 18. Synode der Evangelischen Landeskirche Anhalts (14. bis 15. November 1986 in Dessau).
(Die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg führt nur im Frühjahr Synodaltagungen durch.)
An der 5. Tagung der VII. Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen nahmen 61 Synodalen teil. Anwesend waren vier ökumenische Gäste aus der BRD und Finnland, die nicht in Erscheinung traten.
Die Tagung verlief traditionell unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
In ihrem Mittelpunkt standen der Bischofsbericht und der Bericht über die Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen (BEK) in der DDR vom September 1986.
In seinem Bericht ging Landesbischof Leich,1 ausgehend von den Resultaten des Treffens in Reykjavík2 und den Erwartungen hinsichtlich der KSZE-Folgekonferenz in Wien,3 auf das »neue Denken« und die Abrüstungsinitiativen der UdSSR4 betreffende Aussagen der Synode des BEK im September 1986 in Erfurt ein.5 In fünf Punkten erläuterte er den Inhalt des »neuen Denkens«, wie es »am nachdrücklichsten und überzeugendsten von Michail Gorbatschow6 angesprochen« worden sei:
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Das SDI-Programm7 sei ein Beispiel dafür, wie das Bauen auf eigene militärische Überlegenheit das Wettrüsten zu extremen Ausmaßen treibe.
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Das Wettrüsten verhindere globale lebensschützende Maßnahmen (Hunger, Umweltfragen).
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Das Nichtüberleben der Menschheit im Nuklearkrieg ergebe eine unauflösbare Schicksalsgemeinschaft.
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Die erforderliche gemeinsame Sicherheit erfordere konkrete vertraglich vereinbarte Abrüstungsschritte.
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Die Verwirklichung gemeinsamer Sicherheit erfordere einen offenen und vertrauensbildenden Gesprächsprozess, insbesondere zwischen den Großmächten.
Leich bezeichnete das Umdenken als »radikale Alternative« zu bisherigen Sicherheits- und Militärpolitik und sprach vom »Anfang einer neuen Epoche in der Weltgeschichte«.
Er stellte fest, dass das Festhalten der USA am SDI-Programm ein Hindernis für positive Entwicklungen sei. Dem russischen Volk sei das Durchhalten im Leiden historisch tief eingeprägt. Es habe die Kraft zur Überwindung schon oft aus der tiefen Leidenserfahrung gewonnen. Diese Erfahrung fehle dem amerikanischen Volk, das auf »umfassende Machbarkeit aufgrund technischen und finanziellen Vermögens« baue. Die Sowjetunion habe demzufolge ohne ihre eigene Sicherheit zu gefährden, die geschichtliche Aufgabe »des längeren Atems und der vorlaufenden Erkenntnis« zu übernehmen.
Leich unternahm danach den Versuch, das auf die Außenpolitik bezogene »neue Denken« auf innenpolitische Problemstellungen zu transmittieren. So führte er u. a. aus: »Unsere Bürger sind in der Lage, schwierige weltwirtschaftliche und binnenwirtschaftliche Verhältnisse zu verstehen. Ihr Verstehen wird sie auch zum Mittragen schwieriger Situationen befähigen. Sie sind nie nur auf Fortschrittsmeldungen in den Medien und Presseorganen angewiesen. Sie können wie in einer Familie Freud und Leid, Erfolge und Rückschläge gemeinsam tragen. An dieser Erkenntnis sollte sich unsere Medien- und Pressepolitik orientieren.«
Auf die Frage der »Mündigkeit des Bürgers in der DDR« eingehend, betonte Leich, den einzelnen Bürgern müsse bei den Entscheidungen über ihr eigenes Leben Mitverantwortung zugestanden werden und nannte als Beispiel dazu die bisherige Praxis der Nichtnennung von Gründen bei der Ablehnung von Reiseanträgen.
Bezug nehmend auf die Beratung des ZK der SED und des Ministerrates der DDR mit den Vorsitzenden der Räte der Kreise und den Oberbürgermeistern im Oktober 19868 äußerte Leich, endlich sei in dieser Frage etwas in Bewegung gekommen und es werde eine »deutlichen Dezentralisierung der politischen Strukturen zugunsten der Lebensnähe zum Bürger und der Eigenverantwortung« das Wort geredet.
Im Anschluss daran vertrat Leich die Position, künftig auch Fragen des »waffenlosen« Wehrdienstes und des »Umgangs (des Staates) mit Wehrdienstverweigerern« in den Bereich des »neuen Denkens« zu stellen.9 Darin sehe er »keinen Zusammenhang mit einer bewussten Schwächung der Verteidigungskraft der DDR«, aber Möglichkeiten, humanitäre Fragen zu klären. Seiner Auffassung nach wäre eine Lösungsvariante die Schaffung eines zivilen Wehrersatzdienstes.10
Dieses Problem abschließend, folgerte Leich, auf dem Wege des »neuen Denkens« müsse man künftig kleine Wegmarkierungen im Sinne positiver Veränderungen beachten.
Auf innere Probleme der Landeskirche eingehend, verwies Leich auf vier vorliegende »Übersiedlungsanträge«11 von Pfarrern. Entsprechend der bisherigen Praxis wurden solchen Personen in zurückliegender Zeit erst nach der staatlichen Genehmigung zur Übersiedlung durch die Kirchenleitung die Rechte der Ordination aberkannt. Man habe sich gescheut, drastischere Maßnahmen zu ergreifen, um nicht »in die Parallele zu Handlungsmechanismen des Staates« zu kommen, der versuche, fast bei jedem Übersiedlungsantrag die berufliche Tätigkeit der Betroffenen zu mindern.12
Er selbst bejahe grundsätzlich das Recht der Bürger auf Wahl des Wohnsitzes, rate aber in individuellen Gesprächen seinen Gemeindemitgliedern davon ab, Übersiedlungsersuchen zu stellen und begründe dies mit »der gemeinsamen Aufgabe aller Christen in der DDR«. Eindeutig sprach sich Leich für das Verbleiben von Pfarrern in der DDR aus.
Abschließend informierte Leich darüber, dass in Auswertung »negativer Erfahrungen« bei der Veranstaltung »Jugend 86« (20. bis 22. Juni 1986 in Rudolstadt)13 bis 1988 keine Großveranstaltungen im Rahmen der sogenannten offenen Jugendarbeit14 im Bereich der Landeskirche durchgeführt werden.
In der synodalen Aussprache zum Bischofsbericht fanden die von Leich dargelegten Positionen zum »neuen Denken« und zur Friedensproblematik Zustimmung.
Übereinstimmung gab es auch hinsichtlich der Auffassung, die Übersiedlung von Pfarrern in die BRD als ein generell abzulehnendes Vorhaben einzuschätzen, da dies zu »Unverständnis, Unruhe und Schäden im Gemeindeleben« führe. Pfarrer Koch/Rudolstadt15 sprach von einer »Ausreisewelle« in Rudolstadt – bezog sich in seiner Beweisführung jedoch nur auf kirchlich gebundene Personen – und forderte die »Entwicklung einer Strategie und seelsorgerlichen Konzeption«, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.
Bekannte politisch-negative Positionen zu Problemen des Wehrdienstes/Reservistendienstes in der NVA wurden von den Synodalen Dr. Senff/Weimar16 und Pfarrer Poller/Goldbach17 bezogen. Senff argumentierte am Beispiel seines Sohnes (Verweigerung des Reservistendienstes) mit dem Begriff »Gewissenhandel« und forderte von der Kirche, unablässig mit dem Staat zu verhandeln, um Veränderungen zu erreichen (u. a. Möglichkeiten des Reservistendienstes als Bausoldat).
Pfarrer Poller forderte den Schutz der Kirche für »betroffene Eltern«, damit diese nicht aus »Angst um ihre berufliche Existenz« die wirksamere Unterstützung ihrer Kinder unterlassen müssen.
Die Pfarrer Modersohn/Hoheneiche18 und Wolfram/Bürgel19 führten Angriffe gegen die Christliche Friedenskonferenz (CFK).20 Sie unterstellten dem Pfarrer Franz/Kapellendorf,21 im Rahmen der CFK-Arbeit marxistische Propaganda unter dem Schutz der Kirche zu betreiben und fragten an, wie lange die Landeskirche dies noch zulasse.
Die Ergebnisse der Aussprache zusammenfassend erklärte Landesbischof Leich u. a., dass man kirchlicherseits nicht an einem öffentlichen Gespräch mit dem Staat über Reservistenfragen interessiert sei, um bestehende Regelungen nicht zu gefährden. Eine schriftliche Begründung, wie sie von manchen Wehrkreiskommandos bei Verweigerungsabsichten gefordert werde, sei nicht nötig und statthaft.
Zu Pfarrer Franz in Kapellendorf stehe noch die Überprüfung laut Pfarrerdienstgesetz aus. Über das Verbleiben in der Gemeinde sei noch nicht entschieden.22
Der Bericht von Superintendent Große/Saalfeld23 zu Inhalt und Ergebnissen der Synode des BEK im September 1986 war durch Sachlichkeit geprägt und enthielt keine politisch-negativen Kommentierungen.
Im Ergebnis der Synodaltagung wurden folgende Beschlüsse mit gesellschaftspolitischem Bezug verabschiedet:
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Beschluss zum Bischofsbericht:
Die Synode begrüßt die getroffenen Aussagen zum »neuen Denken«.
Der Zusammenhang zum innerpolitischen Bereich wurde in gleicher Weise hergestellt. Das Bemühen um Frieden werde umso glaubwürdiger, »je deutlicher im eigenen Land Bürger und Staat in vertrauensvoller Rechts- und Verantwortungsgemeinschaft verbunden sind«. Mit dem Ernstnehmen des »mündigen Bürgers«, seiner umfassenden Information, auch über komplizierte gesellschaftliche Prozesse, und Erhöhung der Mitverantwortung könnten Gründe für das Verlangen nach Ausbürgerung abgebaut werden.
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Beschluss zur Problematik Wehrerziehung:24
Entsprechend einer – auf die Bearbeitung einer Eingabe an die Synode zurückzuführenden – Vorgabe des Ausschusses für Katechetik und Jugendfragen beschloss die Synode, mit einer Materialsammlung »Wehrerziehung für Kinder vom Vorschulalter an – Christliche Friedenserziehung« die Behandlung dieses Themas auf der Frühjahrssynode 1987 vorzubereiten.
An der 10. Tagung der X. Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs nahmen drei ökumenische Gäste teil, darunter zeitweise der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK),25 Emilio Castro/Uruguay.26 Als Vertreter westlicher Massenmedien waren die Korrespondenten Röder/epd27 und Rein/Süddeutsche Zeitung28 anwesend.
Die Synodaltagung befasste sich überwiegend mit innerkirchlichen und theologischen Fragen.
Der von Landesbischof Stier29 gegebene Bericht zur Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche (VELK) im Juni 198630 beinhaltete wesentliche Argumentationen und Ergebnisse von Diskussionen zu den auf der Frühjahrssynode der Landeskirche entwickelten Vorstellungen zum Austritt der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs aus der VELK.
Unter Bezugnahme auf »wichtige, von der VELK zu lösenden theologischen Aufgaben« wurde von Bischof Stier im Namen des Oberkirchenrates der Austritt nicht befürwortet. Im Auftrag der Kirchenleitung der Landeskirche Mecklenburgs soll eine Arbeitsgruppe, bestehend aus den Synodalen Prof. Kiesow/Rostock,31 Pastor Dürr/Neubrandenburg32 und Diplom Forstwirt Gürtler/Neubrandenburg,33 die Beschlüsse der Generalsynode der VELK weiter auswerten und eine Beschlussvorlage »zu einer der nächsten Landessynoden« vorbereiten.
Die Berichterstattung des Synodalen Dr. Dörp/Laage,34 Kreis Güstrow, über die Synode des BEK in der DDR war durch Sachlichkeit gekennzeichnet; auf politisch-negative Inhalte der Synodalbeschlüsse wurde nicht eingegangen.
Einen gewissen Höhepunkt der Beratung bildete ein Vortrag von Pfarrer Emilio Castro. Dieser informierte u. a. über die Aufgaben des ÖRK, wobei er schwerpunktmäßig auf die Solidarität mit den Völkern Lateinamerikas und Südafrikas orientierte. Dabei betonte er, dass es gegenwärtig gelte, den Blick über die Provinz, über das eigene Land hinaus auf die großen Probleme der Weltpolitik zu richten. Castro begründete die Politik der aktiven Solidarität durch den ÖRK und unterstrich besonders die Notwendigkeit der Hilfe für Nicaragua.35 Diese Politik setze sich in der letzten Zeit immer stärker durch und finde zunehmend in anderen Kirchen Zustimmung, was sich u. a. im Verhältnis zum Lutherischen Weltbund36 deutlich wiederspiegele. Nach seiner Auffassung sei es wichtig, Hilfe nicht nur auf finanzielle Mittel und materielle Güter zu begrenzen, sondern den zu helfenden Völkern durch die Verkündigung des Evangeliums Hoffnung und innere Kraft zu geben. Das gesamte Auftreten von Castro war von Positionen geprägt, die in der »Theologie der Befreiung«37 ihren Grundgehalt haben. Politisch-negative Aussagen wurden in keiner Form getroffen.
Im Ergebnis der Synodaltagung wurde – neben innerkirchlichen und theologischen Beschlüssen – mit Billigung der Synode ein Antwortbrief auf ein Schreiben realistischen Inhaltes des Friedenskreises Güstrow an die Synode verabschiedet. Darin wird – im Gegensatz zu vorangegangenen Synodaltagungen – erstmals eine positive Stellungnahme zu den Abrüstungs- und Friedensinitiativen der sozialistischen Staaten abgegeben.
Unter anderem wird darin festgestellt, dass die konkreten Vorschläge von Generalsekretär Gorbatschow zur Rüstungskontrolle und Abrüstung ein angemessenerer Beitrag im Friedensprozess sind als der »Krieg der Sterne«.
Durch den synodalen Geschäftsausschuss wurde festgelegt, dass die von politisch-negativen Kräften (Heiko Lietz,38 Arbeitsgruppe des Jungmännerwerkes) an die Synode gerichteten zwei Eingaben zur Verteidigungspolitik der DDR und zur Wehrdienstproblematik ohne Diskussion und Beschlussfassung durch die Synode lediglich eine Beantwortung durch das Präsidium der Synode erfahren sollen, in der auf die grundsätzlichen Aussagen der Synode des BEK verwiesen wird. (Durch diese Festlegung wurde eine gesonderte Synodaldebatte politisch negativer Prägung vorbeugend unterbunden.)
Im Mittelpunkt der unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne Teilnahme ökumenischer Gäste durchgeführten 10. Tagung der 18. Synode der Evangelischen Landeskirche Anhalts standen – neben ebenfalls einer Reihe innerkirchlicher und theologischer Probleme – Berichte zur Synode des BEK in der DDR und zur Tagung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK)39 im September 1986 in Stirling/Schottland.
Die Bundessynodale Dr. Berdrow/Dessau40 informierte sachlich und politisch loyal über die Synode des BEK.
In diesem Zusammenhang forderte sie die sogenannten Dritte-Welt- und Ökologiegruppen im Rahmen der Kirche zu integrieren, um deren oppositionelle Haltung zum Staat abbauen zu helfen. Positiv sei an diesen Gruppen, dass sie die Fähigkeit besäßen, die Gemeinden aus ihrer Trägheit zu lösen.
In der Diskussion zu diesem Bericht begrüßte Kreisoberpfarrer Franke/Zerbst41 die Teilnahme des katholischen Bischofs Wanke42 an der Synode des BEK und dessen Grußwort.43 Davon ausgehend forderte Franke, sich mit den »Aussagen über die Welle der Säkularisierung, des verordneten Atheismus, der alle Bereiche der Gesellschaft religiös keimfrei machen möchte, und der hohen Selbstmordrate sowie der Kinderfeindlichkeit in der DDR« konkreter zu beschäftigen.
Kirchenpräsident Natho44 legte ebenfalls seine Position zu den Aussagen und Ergebnissen der Synode des BEK dar. Dabei verwarf er den Begriff »Opposition im kirchlichen Raum« und stellte den Unterschied zwischen »Opposition« und »kritischem Denken« heraus. Seiner Meinung nach habe es keinen Sinn, über die Informationsproblematik zu lamentieren, da sich nur der Personenkreis über fehlende Informationen beklage, der keine Kirchenzeitung beziehe. In Bezug auf den Wehrdienst führte er aus, über die Veränderung der Wehrgesetzgebung sei schon oft gesprochen worden. Für ihn sei es langsam unerträglich, dass die Kirche sich so verhalte, als ob sich durch öfteres Wiederholen etwas ändern lasse. Wörtlich führte er aus: »Wir befinden uns in einer erschreckenden Situation. Viele wissen nicht, über was sie reden. Es ist in fast allen Ländern so, dass im Verteidigungsfalle Wehrdienstverweigerung bedeutet, dass der Verweigerer erschossen wird. Und das muss in aller Deutlichkeit auch einmal den überwiegend versponnenen Dienstverweigerern gesagt werden.«
Allerdings müssen durch die Kirche bestimmte Dinge immer wieder angesprochen werden, auch das Recht auf Wehrdienstverweigerung.
Aber man könne – so Natho – nicht ständig mehr wollen als geht; das zerstöre nur das mühsam geschaffene Vertrauen.
Im Verlaufe seiner Ausführungen warnte Natho vor dem Trugschluss, wonach die katholische Kirche alles mitvollziehe, was die evangelischen Kirchen anstreben. Er bezog das insbesondere auf »unsichere Sachen« wie die Verlautbarung der Bundessynode zum »Bekennen in der Friedensfrage«.45
Auf das Problem der kirchlichen Autorisierung für Gespräche Staat-Kirche eingehend, führte Natho aus, nur »Synoden, Synodalen und Kirchenleute« seien berechtigt, für die Kirche zu sprechen. Obwohl die Kirche dem Staat keine Vorschriften machen könne, werde sie – wie in der Vergangenheit – immer wieder darum bitten, kirchliche Fragen nicht mit Einzelpersonen oder »freien Gruppen« zu besprechen.
In seiner Berichterstattung über die IX. Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) vom September 1986 in Schottland stellte Oberkirchenrat Schulze/Dessau46 die Wertschätzung der Regierung der DDR für dieses Gremium heraus, das sich stets für eine internationale Anerkennung der DDR eingesetzt habe. Er würdigte die weitere Unterstützung des Helsinki-Prozesses47 durch die KEK mit der Bildung eines Sekretariates für Frieden und Gerechtigkeit.
Im Ergebnis der Synodaltagung wurden keine gesellschaftspolitisch bedeutsamen Beschlüsse verabschiedet.
(Über Inhalt und Ergebnisse der Synoden der VELK und des BEK in der DDR, worauf wiederholt in den vorgenannten Synodaltagungen eingegangen wurde, berichtete das MfS in den Informationen Nr. 300/86 vom 27.6.1986 und 446/86 vom 6.10.1986.)
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