Konferenz der Ev. Kirchenleitungen der DDR (2)
21. März 1986
Information Nr. 128/86 über die 104. Tagung der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen (KKL) vom 7. bis 9. März 1986 in Bad Saarow
Die 104. Tagung der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen (KKL),1 die in der Zeit vom 7. bis 9. März 1986 in Bad Saarow stattfand, war die erste ordentliche Tagung der KKL nach ihrer Neukonstituierung auf der 1. Tagung der V. Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen (BEK) in der DDR vom 31. Januar bis 2. Februar 1986 (siehe Information des MfS Nr. 70/86 vom 11. Februar 1986).
An der KKL-Tagung nahmen außer Bischof Forck/Berlin2 alle Bischöfe, die Leiter der kirchlichen Verwaltungseinrichtungen der evangelischen Landeskirchen und alle synodalen Mitglieder der KKL teil.
Im Mittelpunkt der KKL-Tagung standen:
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Kirchenoffizielle Stellungnahmen zu Fragen der Abrüstung und der Erhaltung des Friedens, Berichte aus den evangelischen Landeskirchen,
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Probleme der kirchlichen Jugendarbeit und innerkirchliche und theologische Fragen.
Die Beratung wurde mit einer einführenden Orientierung des Vorsitzenden der KKL, Bischof Leich/Eisenach3 zur Friedensproblematik eröffnet. Er würdigte nachdrücklich die Abrüstungsvorschläge des Generalsekretärs des ZK der KPdSU, Genossen Gorbatschow,4 insbesondere die darin enthaltenen konkreten Schritte bis zur endgültigen Beseitigung aller Kernwaffen5 sowie das vom XXVII. Parteitag der KPdSU beschlossene Friedensprogramm.6
Wörtlich erklärte Bischof Leich: »Man muss sich das einmal richtig vorstellen, um die Bedeutung dieser Vorschläge zu erfassen. Das ist der einzige Weg zum Frieden.«
Es müsse »Aufgabe aller Christen sein, diese Vorschläge aktiv zu unterstützen und für den Frieden einzutreten«.
In diesem Zusammenhang empfahl er, in dem der KKL vorliegenden Entwurf eines gemeinsamen Wortes des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR (BEK) und der »Evangelischen Kirche in Deutschland« (EKD/BRD) zum Thema »Hoffnung auf Frieden« und in dem durch den BEK zu erarbeitenden »Friedenspapier« für die Kirchengemeinden in der DDR die sowjetischen Abrüstungsvorschläge entsprechend zu würdigen.
In der nach den Ausführungen von Bischof Leich erfolgten langwierigen, teils kontrovers verlaufenen Diskussion zwischen den realistischen und politisch negativen Kräften der KKL zum Entwurf des vorgenannten gemeinsamen Wortes (er war durch eine gemeinsame Konsultativgruppe des BEK der DDR und der EKD erarbeitet worden, der seitens der DDR die Bischöfe Gienke/Greifswald7 und Demke/Magdeburg8 angehörten) wurden die ursprüngliche Fassung verworfen und zwei weitere Entwürfe erarbeitet.
Bischof Demke und Präses Gaebler/Leipzig9 bewerteten alle Entwürfe als Kompromisspapiere. Sie kritisierten, dass auch der dritte Entwurf keine klare Stellungnahme gegen das SDI-Programm der USA-Regierung10 enthalte und die sowjetischen Abrüstungsvorschläge nicht gebührend gewürdigt würden.
Stattdessen seien der Generalsekretär des ZK der KPdSU, Genosse Gorbatschow, und USA-Präsident Reagan11 »auf eine Stufe gestellt« worden.
Dennoch wurde dem dritten vorliegenden Entwurf des gemeinsamen Wortes durch die KKL in geheimer Abstimmung mit knapper Mehrheit zugestimmt. (Wortlaut siehe Anlage)12
Nach streng intern vorliegenden Hinweisen stimmten für die Annahme zehn KKL-Mitglieder, darunter Bischof Gienke, Konsistorialpräsident Stolpe/Berlin,13 Generalsuperintendent Bransch/Potsdam;14 gegen den Entwurf stimmten acht KKL-Mitglieder, darunter Bischof Hempel/Dresden,15 Bischof Demke, Kirchenpräsident Natho/Dessau16 und Diplom-Physiker Dr. Domke/Potsdam.17 Sechs Mitglieder der KKL enthielten sich der Stimme.
(Bischof Leich äußerte sein Unverständnis darüber, dass es Mitglieder der KKL gebe, die nicht bereit seien, sich eindeutig gegen das SDI-Programm auszusprechen.)
Hervorzuheben ist die auf Vorschlag von Konsistorialpräsident Stolpe/Berlin mit Unterstützung von Bischof Leich und Präses Gaebler festgelegte weitere Verfahrensweise. Danach solle auf ein gemeinsames Wort BEK-EKD verzichtet werden, falls der von der KKL bestätigte Entwurf auf der Ratstagung der EKD am 21. März 1986 keine Zustimmung erhält bzw. Änderungen in Form von Abschwächungen darin enthaltener politischer Aussagen vorgenommen werden. In diesem Falle solle die Erarbeitung eines eigenständigen Wortes zur Friedensproblematik durch den BEK erfolgen.
Bei Zustimmung des jetzt vorliegenden Entwurfs durch den Rat der EKD sei beabsichtigt, das gemeinsame Wort »Hoffnung auf Frieden« zu einem noch festzulegenden Zeitpunkt in allen Kirchen des BEK in der DDR und der EKD der BRD zu verlesen.
Im Zusammenhang mit der Erarbeitung und Beschlussfassung des gemeinsamen Wortes wurde in der Tagung der KKL nochmals darauf verwiesen, dass diese Problematik wie auch alle übrigen behandelten Fragen innerhalb der KKL streng vertraulich sind und keinerlei Indiskretionen erfolgen dürften.
Die während der Tagung ausgegebenen Exemplare des Entwurfs des gemeinsamen Wortes wurden wieder eingezogen.
Die KKL beauftragte das Sekretariat des BEK (Ausschuss »Kirche und Gesellschaft« des BEK – zuständige Referentin im Sekretariat des BEK, Oberkirchenrätin Lewek/Berlin)18, das von der 1. (konstituierenden) Tagung der V. Synode des BEK in Auftrag gegebene »Arbeitspapier zur Friedensproblematik« umgehend zu formulieren und der KKL im Entwurf vorzulegen. Dieses »Arbeitspapier« soll nach erfolgter Bestätigung als Gebetshilfe an alle Kirchengemeinden in der DDR übergeben werden.
(Laut Beschluss der 1. (konstituierenden) Tagung der V. Synode des BEK soll das »Arbeitspapier« auf der 2. ordentlichen Tagung des BEK – 19. bis 23. September 1986 in Erfurt19 – diskutiert werden.)
Oberkirchenrätin Lewek, die als Gast am ersten Tag der Konferenz anwesend war, berichtete über die Teilnahme der Vertreter des BEK an der Tagung des Friedensrates der DDR am 30. Januar 1986.20
Sie hob hervor, ihren persönlichen Eindrücken zufolge hätten alle Teilnehmer dieses Gremiums, »egal ob Christen oder Marxisten«, das gemeinsame Ziel, tätig zu sein für die Erhaltung und Sicherung des Friedens. Als Christ müsse man »dieses Bündnis suchen und aktiv mitarbeiten«.
Bischof Gienke teilte mit, dass er im Auftrag des Bundes an den Erzbischof von Schweden ein Beileidstelegramm zur Ermordung Olof Palmes21 geschickt habe.
Die KKL-Mitglieder verurteilten einmütig die Ermordung Palmes und betonten, Palme habe viel für die Erhaltung des Friedens getan. So äußerte u. a. Bischof Demke, Palme sei insbesondere für ein atom- und chemiewaffenfreies Europa eingetreten und habe innerhalb der sozialdemokratischen Regierungen großen Widerhall gefunden.22 Er sei ein Politiker gewesen, der es verstanden habe, eine gemeinsame Sprache mit den Regierungen der sozialistischen Länder zu finden und den Dialog zu führen.
Im Rahmen der Berichte aus den Landeskirchen informierte Bischof Gienke in sachlicher Form über seinen kürzlich stattgefundenen Besuch bei Bausoldaten23 in Mukran, [Bezirk] Rostock.
In Anlehnung an die Ausführungen Bischof Gienkes wurden erneut Probleme der Ableistung des Wehrdienstes mit der Waffe, der Dienstdurchführung als Bausoldat bzw. der Verweigerung des Wehrdienstes erörtert.24 Dabei wurde herausgestellt, neben bekannten positiven Beispielen gebe es nach wie vor Erschwernisse für junge Christen, die ihren Wehrdienst ableisten. Sollten diese zunehmen, sei damit zu rechnen, dass künftig mehr Jugendliche als in den zurückliegenden Jahren Dienst als Bausoldaten leisten wollten bzw. »Totalverweigerer« würden.
In diesem Zusammenhang wurde die Frage aufgeworfen, wie der Staat bei den nächsten Einberufungen zum Wehrdienst mit den »Totalverweigerern« verfahren werde.
Hervorgehoben wurde, die Kirchen strebten nach entsprechenden Lösungen, Christen die ihren Wehrdienst ableisten noch besser seelsorgerisch zu betreuen. Dazu gehöre auch, seitens der NVA variable Möglichkeiten zur Teilnahme junger Christen in Uniform am religiösen Leben in den Kirchengemeinden des jeweiligen NVA-Standortes zu finden.
Deshalb werde ein Gespräch kirchenleitender Amtsträger mit dem Minister für Nationale Verteidigung der DDR angestrebt, das über den Staatssekretär für Kirchenfragen vorbereitet werden sollte.
In diesem Zusammenhang wurde erneut die Notwendigkeit eines »Spitzengespräches« mit dem Vorsitzenden des Staatsrates der DDR unterstrichen.25
Bischof Demke berichtete über den Verlauf des sogenannten Friedensseminars von »Friedenskreisen« der evangelischen Kirchen in der DDR vom 28. Februar bis 2. März 1986 in Stendal, [Bezirk] Magdeburg (vergleiche Information des MfS Nr. 115/86 vom 12. März 1986).26
Er schätzte ein, es habe sich als zweckmäßig erwiesen, dass sich die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen als gastgebende Landeskirche intensiv um Vorbereitung und Durchführung des Friedensseminars gekümmert habe. Es sei gelungen, durch innerkirchliche disziplinierende Maßnahmen und Einschränkung von Aktivitäten, die das Verhältnis Staat-Kirche belastet hätten, eine »wesentliche politische Entschärfung der Veranstaltung« zu erreichen.
So sei z. B. der Eppelmann27-Brief – gemeint ist die provokatorische Veröffentlichung und Publizierung des sogenannten Appells zum UNO-Jahr des Friedens – (vergleiche Information des MfS Nr. 106/86 vom 11. März 1986) nicht Schwerpunkt des »Friedensseminars« geworden.28 Der dort verfasste Brief, gerichtet an den Präsidenten der Volkskammer, sei dem Vorsitzenden der KKL, Bischof Leich, zwecks Weiterleitung an den Staat übergeben worden. Es wurde festgelegt, diesen Brief beim nächsten Gespräch mit dem Staatssekretär für Kirchenfragen (vorgesehen ist der 21. März 1986) zu übergeben.29
Konsistorialpräsident Kramer/Magdeburg30 schätzte ein, dass derartige Veranstaltungen immer ein Risiko seien, da sie zu einer Belastung des Verhältnisses Staat-Kirche in der DDR führen könnten. Sie seien jedoch insofern wertvoll, als sie immer in einer Art »Ventilfunktion« wirken würden. Es komme nur darauf an, alles in die richtigen Bahnen zu lenken.
Konsistorialpräsident Stolpe, der über die Vorbereitungen des Kirchentages der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg 1987 in Berlin31 berichtete, hob hervor, staatlicherseits seien ernste Bedenken hinsichtlich der Durchführung dieses Kirchentages, insbesondere bezogen auf die geplante Abschlussveranstaltung, zum Ausdruck gebracht. worden.
Die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg wolle jedoch an den von Generalsuperintendent Krusche32 entwickelten Vorstellungen für den Kirchentag festhalten und auch die Abschlussveranstaltung in der geplanten Größenordnung mit ca. 100 000 Teilnehmern in Berlin durchführen.
Zum Tagesordnungspunkt kirchliche Jugendarbeit waren alle Landesjugendpfarrer der evangelischen Landeskirchen und die Mitglieder der »Kommission kirchliche Jugendarbeit« (KKJ) beim BEK in der DDR eingeladen.
Grundlage bildete der Beschluss der 5. Tagung der IV. Synode des BEK (September 1985 in Dresden) zu »Zielen und Inhalten kirchlicher Jugendarbeit«.33
Das einleitende Referat wurde durch Landesjugendpfarrer Lohmann/Schwerin34 zur Thematik »Inhalt und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit in der Gegenwart« gehalten. Durch Lohmann wurde u. a. dargelegt, dass sich bei jungen Menschen aufgrund des »Wohlstanddenkens« eine gewisse Resignation und Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche ausgebreitet habe. Ein Großteil der Bevölkerung würde sich nach Aussagen von Lohmann in den Wohn- und Freizeitbereich zurückziehen und kein kirchliches Engagement mehr zeigen. Als »Ausweg« aus dieser Situation nannte Lohmann, »die Kirche muss durch bessere Angebote und durch den Einsatz befähigter kirchlicher Jugendmitarbeiter ihren Einfluss erhöhen«.
Die Diskussion zu dieser Thematik wurde anschließend in vier Arbeitsgruppen fortgesetzt; jeder Arbeitsgruppe waren zwei Bischöfe zugeordnet.
Im Rahmen dieser Gespräche kam es nach vorliegenden internen Hinweisen zu harten Auseinandersetzungen mit Landesjugendpfarrer Lohmann, nachdem dieser den Mitgliedern der KKL vorgeworfen hatte, nicht Repräsentanten der Kirche, sondern privilegierte Personen zu sein.
Die Ergebnisse der Diskussionen in den Arbeitsgruppen wurden durch Konsistorialpräsident Stolpe wie folgt zusammengefasst:
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Die Kirche befinde sich in einer »Umbruchphase«, die durch den Einfluss der Medien sowie das Voranschreiten von Wissenschaft und Technik stark beeinflusst werde.
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Insbesondere das Medium Fernsehen übe entscheidenden Einfluss auf die Freizeitgestaltung der Jugend aus.
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Die Fülle der aufgeworfenen Probleme könne durch die begrenzte Anzahl der kirchlichen Jugendmitarbeiter gegenwärtig nicht voll gelöst werden.
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Die Thematik könne aufgrund der Kürze der Zeit nicht zu Ende diskutiert werden. Deshalb soll im April 1986 eine Konsultation zwischen dem BEK, dem Ökumenischen Jugenddienst der DDR, dem Evangelischen Jungmännerwerk der DDR und der »Kommission kirchliche Jugendarbeit« stattfinden.
Wie weiter intern bekannt wurde, sprach sich die KKL gegen Presseveröffentlichungen in der BRD aus, die zu einer Belastung des Verhältnisses Staat-Kirche in der DDR führen würden.
Hervorgehoben wurde, die durch den in der DDR akkreditierten epd-Korrespondenten Röder35 publizierten Beiträge beinhalteten Falschdarstellungen und eine vordergründig negative Berichterstattung.
Die KKL legte fest, der Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes – epd – in der BRD das Missfallen über deren Arbeitsweise und sinnentstellende Veröffentlichungen auszusprechen.
Als »Lösungsvariante« sehe die KKL die Möglichkeit, den Evangelischen Nachrichtendienst in der DDR – ena – weiter auszubauen mit dem Ziel, die Berichterstattung über die Arbeit der evangelischen Kirchen in der DDR über die eigene Agentur vollziehen zu lassen. Gleichzeitig wurde erwogen, bei den zuständigen staatlichen Organen der DDR einen Antrag auf einen Telex-Anschluss36 für ena zu stellen. Der Ausbau von ena soll nach dem Beispiel des Informationsdienstes des Lutherischen Weltbundes (LWB)37 für sozialistische Länder erfolgen.
Die Information ist wegen Quellengefährdung nur zur persönlichen Kenntnisnahme bestimmt.
Anlage zur Information Nr.128/86
3. Entwurf
Hoffnung auf Frieden
Hoffnung auf Frieden bringt Gutes in Bewegung – Die besondere Verantwortung unserer Staaten für den Frieden in Europa wird vom Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland und von der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen in der Deutschen Demokratischen Republik bejaht. Dazu werden wir ermutigt, weil wir gemeinsam auf Gottes Auftrag und Verheißung hören.
Wo immer sich Christen um den rechten Weg zum Frieden mühen, wissen sie: Gott hat in Jesus Christus die Welt mit sich selbst versöhnt (2. Kor. 5,19). Der friedlose und versöhnungsbedürftige Mensch kann im Kreuz Jesu Christi Frieden mit Gott finden. Dieser Friede soll auch in der Welt wirksam werden: »Jaget nach dem Frieden mit Jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird« (Hebr.12,14).
Heiligung verbindet unser Leben mit Jesus Christus. Von ihr geht Friede aus.
Zur Heiligung des Christen gehört auch die Verbindung mit Gott im Gebet.
Auch durch die Fürbitte stiften wir Frieden. Fürbittend treten wir für die Politiker und alle ihre Verhandlungen ein, damit sie dem Frieden dienen. Die Unterredung zwischen Generalsekretär Gorbatschow und Präsident Reagan wurde weltweit von der Fürbitte der Christen begleitet.38 Wir danken Gott, dass es zu guten Gesprächen gekommen ist.
Der aufgenommene Kontakt sollte unbedingt in weiteren Begegnungen und Verhandlungen fortgesetzt werden. Wir bitten alle Verantwortlichen, die Wege des Vertrauens und der Verständigung fortzusetzen und neue Konfrontationen zu vermeiden. Beide deutsche Staaten können ihre besondere Verpflichtung für die Sicherung des Friedens tatkräftig erfüllen, indem sie ihre Beziehungen weiterhin gedeihlich, politisch wirkungsvoll und für ihre Bürger vorteilhaft entwickeln.
Die Vertrauenswürdigkeit der Staaten nach außen wird auch dadurch gefördert, dass die in der KSZE-Schlussakte beschriebenen Menschenrechte und Grundfreiheiten im Innern gestärkt werden.39 Die schöpferischen Kräfte der Bürger blühen auf, Leistungskraft und Stabilität wachsen, wo Vertrauen gewagt und Toleranz geübt wird. Die innere Stabilität der Staaten aber erweitert ihre Handlungsmöglichkeiten und festigt insgesamt friedliche Verhältnisse.
Unsere Gemeinden bitten wir, nicht müde zu werden im Gebet um den Frieden. Auch das geforderte und ersehnte »Konzil des Friedens« ist darin einzubeziehen.40 Unseren Gebeten soll ein »konziliarer Prozess an der Basis« entsprechen, in dem einzelne Christen und Gruppen verschiedener Meinungen sich um Übereinstimmung bemühen. Das hohe Gut des Friedens lässt Rechthaberei hinter das große gemeinsame Ziel zurücktreten. Auf diesem Weg zum Frieden ist unabdingbar unsere Mitverantwortung für soziale Gerechtigkeit in den von Hunger, Armut und Katastrophen heimgesuchten Ländern unserer Erde gefordert.
Wir zweifeln daran, dass durch die Entwicklung weltraumgestützter Abwehrwaffen ein Mehr an Sicherheit erreicht wird. Wir fürchten, dass dadurch das Wettrüsten mit allen seinen Nachteilen und Gefahren fortgesetzt wird.
Die wechselseitigen Vorschläge der Weltmächte vom Januar/Februar 1986 fordern eine ernsthafte Antwort und die gemeinsame Anstrengung aller Völker und Menschen guten Willens. Wichtige nächste Schritte dazu sollten sein: Ein umfassendes Moratorium für Kernwaffentests, das Verbot aller chemischen und biologischen Waffen, die Verminderung konventioneller Waffen.
Das unverrückbare Ziel in allem: Kriege dürfen nicht mehr geführt werden, Kriege sind kein Mittel politischer Konfliktlösungen mehr.
Mit allen Menschen guten Willens warten wir darauf, dass die weltweiten Hoffnungen auf Frieden nicht nur in einseitigen Willenserklärungen der Staaten, sondern in internationalen Verträgen ihren klaren und verbindlichen Niederschlag finden.
Unsere Welt ist durch Angst, Hass und Feindseligkeit geprägt. Begegnungen über Grenzen hinweg helfen zu gegenseitigem Vertrauen.
Nach Gottes Willen entsteht durch Menschen, die im Glauben Versöhnung erfahren, Vertrauen und Liebe und Gemeinschaft. Gottes Wort stärkt unsere Gewissheit: Im Glauben haben wir Frieden inmitten unserer Welt. Aus solchem Frieden will Gott selbst Gutes wachsen lassen.
Dr. Martin Kruse, Bischof, Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Dr. Werner Leich, Landesbischof, Vorsitzender der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen in der Deutschen Demokratischen Republik