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Provokation an der Berliner Mauer durch einen US-Bürger (1)

3. Juni 1986
Information Nr. 267/86 über eine provokatorische Handlung durch einen Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika gegen die Staatsgrenze der DDR vom Territorium Westberlins aus

Durch die Botschaft der DDR in den Vereinigten Staaten von Amerika war bekannt geworden, dass der Bürger der USA Runnings, John, J.,1 [Nr., Straße], Seattle Wa 98115, ca. 65 bis 70 Jahre alt, beabsichtigte, sich nach Westberlin zu begeben und eine politische Provokation gegen die Staatsgrenze der DDR, eventuell im Bereich der Grenzübergangsstelle Friedrich-/Zimmerstraße, durchzuführen.

Angeblich sei es sein Ziel gewesen, bei dieser Provokation von einem Angehörigen der Grenztruppen der DDR erschossen zu werden, um zu einer Art »amerikanischer Volksheld aufzusteigen«.

Durch das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR war die Botschaft der USA in der DDR über erste Hinweise zu der geplanten Provokation des R. unverzüglich in Kenntnis gesetzt worden.

Nach bisher vorliegenden Hinweisen ist Runnings Mitglied der antisozialistischen Organisation »Unilateral Political Initiatives« (»Einseitige Politische Initiativen«).2

(R. soll psychisch krank sein; er hatte bereits am 9. Mai 1982 eine ähnliche Aktion angekündigt, zu deren Ausführung keine Feststellungen getroffen wurden.)

Am 31. Mai 1986, 14.05 Uhr, wurde im Vorfeld der Grenzübergangsstelle Friedrich-/Zimmerstraße die genannte Person aus der Westberliner Innenstadt kommend festgestellt und als der Runnings identifiziert. Er überschritt die Grenzmarkierung, begab sich an die rechte Begrenzungsmauer der Grenzübergangsstelle auf dem Territorium der DDR, um gegen die genannte Grenzsicherungsanlage zu urinieren.

Durch Angehörige der Grenztruppen der DDR wurde R. ohne Anwendung körperlicher Gewalt auf Westberliner Territorium zurückgedrängt und anschließend durch die Westberliner Polizei in Richtung Westberliner Innenstadt geführt.

Wie weiter festgestellt wurde, hatte R. angestrebt, dass viele in Westberlin Ansässige sich an dieser Aktion beteiligen sollten, um auf diese Art und Weise im Hinblick auf den bevorstehenden »25. Jahrestag der Berliner Mauer« ihre »Abscheu« gegen die Grenzsicherungsanlagen der DDR zu bekunden.

Hinsichtlich möglicher weiterer Aktivitäten des R. wurde bekannt, dass er plant, in diesem Jahr »von West nach Ost über die Berliner Mauer zu gehen«. Aufgrund seiner Darlegungen, wonach er 1985 in der UdSSR durch Unterschriftensammlungen in Erscheinung getreten sei, könnte er solche Aktivitäten eventuell auch in der DDR beabsichtigen. Bezeichnend ist, dass R. generell propagiert, durch Rechtsverletzungen Bestrafung zu provozieren und dies politisch publizistisch auszunutzen.

Es wird als zweckmäßig erachtet, dass seitens des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der DDR die Botschaft der USA in der DDR aufgefordert wird, notwendige Maßnahmen zur Unterbindung derartiger Provokationen zu ergreifen.

  1. Zum nächsten Dokument Mindestumtausch 26.5.–1.6.1986

    3. Juni 1986
    Information Nr. 269/86 über die Entwicklung der Einnahmen aus der Durchführung des verbindlichen Mindestumtausches für die Zeit vom 26. Mai 1986 bis 1. Juni 1986

  2. Zum vorherigen Dokument Neue Einreiseregelungen für Diplomaten nach Ostberlin (5)

    3. Juni 1986
    Information Nr. 266/86 über die weitere Durchsetzung der Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit im grenzüberschreitenden Verkehr nach und von Westberlin