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Provokationen durch die Umweltorganisation Greenpeace

15. September 1986
Information Nr. 429/86 über provokatorische Handlungen durch Mitglieder der Umweltorganisation »Greenpeace«

Am 15. September 1986, gegen 9.15 Uhr, wurden durch eine Gruppe von fünf Angehörigen der Umweltorganisation »Greenpeace« vor dem Gebäude der Zentralverwaltung für Statistik in Berlin-Mitte, Hans-Beimler-Straße1 (in dem Objekt ist u. a. auch das Ministerium für Umweltschutz und Wasserwirtschaft der DDR untergebracht) provokatorische Handlungen durchgeführt, indem sie mittels mitgeführter aufklappbarer Leiter auf den Vorbau vor dem Eingang kletterten und zwei Personen dieser Gruppe ein Plakat (Größe 3×3 Meter) entfalteten, auf dem der Text »DDR-Salz vergiftet Werra und Weser« enthalten war.

Durch die Personen wurde ein weiteres Plakat (Größe 100×30 cm) mitgeführt, auf dem der Text »Werra-Salz zurück an Absender« aufgedruckt war.2 (Dieses Plakat kam nicht zur Entfaltung.)

Jeder der Provokateure war im Besitz einer Tüte Salz, welches angeblich aus der Werra »gefiltert« sein soll.3

Die Aktivitäten der Personen – es handelt sich um die BRD-Bürger Löhndorf, Joachim (26)4, Dingwort, Silke (31)5, Reinecke, Ingrid (32)6, Dr. Leipold, Gerhard (35),7 alle wohnhaft in Hamburg sowie Gurlt, Peter (30)8 – ständiger Einwohner von Westberlin, Zollbeamter – wurden durch Kräfte der Schutz- und Sicherheitsorgane unverzüglich unterbunden, sodass die Öffentlichkeitswirksamkeit nur gering war.

Am Ereignisort hielten sich zeitgleich die ARD-Hörfunk-Korrespondenten [Name, Vorname],9 Heber, Hartwig,10 Jennerjahn, Hartmut11 auf.

Gegen die Anhänger von »Greenpeace« wurde ein Ordnungsstrafverfahren durchgeführt. Sie werden heute gegen 15.00 Uhr in die BRD bzw. nach Westberlin ausgewiesen und Reisesperren eingeleitet.

  1. Zum nächsten Dokument Mindestumtausch 8.9.–14.9.1986

    17. September 1986
    Information Nr. 431/86 über die Entwicklung der Einnahmen aus der Durchführung des verbindlichen Mindestumtausches für die Zeit vom 8. September 1986 bis 14. September 1986
  2. Zum vorherigen Dokument Verhinderung eines Grenzdurchbruches an der GÜST Drewitz

    15. September 1986
    Information Nr. 428/86 über die Verhinderung eines gewaltsamen Grenzdurchbruches DDR-Berlin (West) über die Grenzübergangsstelle Drewitz, Bezirk Potsdam

  1. Seit 1995 heißt die ehemalige Hans-Beimler-Straße Otto-Braun-Straße.

  2. Bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert sorgte die Einleitung von Salzlaugen aus dem Kalibergbau in Thüringen und Hessen für zu hohe Salzgehalte in der Werra und der Weser, was wiederum für Umweltprobleme und eine Gefährdung der Wasserversorgung entlang der Flüsse sorgte. Seit Ende der 1960er-Jahre, als die DDR begann, sämtliche im Bergbau anfallende Salzlaugen in die Werra zu leiten, verschärfte sich das Problem erheblich und wurde zu einem steten Konfliktthema zwischen Bundesrepublik und DDR. Vgl. Eckert, Astrid M.: Geteilt, aber nicht unverbunden. Grenzgewässer als deutsch-deutsches Umweltproblem. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 62(2014)1, S. 69–99.

  3. Das Salz, das die Greenpeace-Aktivisten mitführten, stammte tatsächlich aus der Werra. Die Gewinnung des Salzes ist fotografisch dokumentiert in: Bastian, Uwe (Hg.): Greenpeace in der DDR. Erinnerungsberichte, Interviews und Dokumente, Berlin 2996, S. 36.

  4. Joachim Löhndorf, Jg. 1960, Umweltaktivist und Polizist, 1976–85 Polizist in Schleswig-Holstein, 1986–2024 hauptberuflicher Umweltaktivist bei Greenpeace, dabei zeitweise im Rechtsbereich der Organisation tätig.

  5. Silke Dingwort, Jg.1955, Juristin, 1984–88 Leiterin der Rechtsabteilung von Greenpeace, ab 1988 freie Anwältin und Fachanwältin für Erbrecht in Hamburg, dabei weiterhin für Greenpeace engagiert.

  6. Ingrid Reinecke, Jg. 1954, Umweltaktivistin, in den 1980er-Jahren tätig in der Verwaltung von Greenpeace, 1992 Leitung der Kampagne »Essen aus dem Genlabor – natürlich nicht« beim Umweltinstitut München, ab 1999 Mitarbeit bei der Anstiftung in den Bereichen Urbane Gärten, Reparatur-Initiativen, offene Werkstätten sowie nachhaltige Lebensstile.

  7. Gerd Leipold, Jg. 1951, Physiker, Ozeanograph und Umweltaktivist, 1976–83 Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für Klimaforschung in Hamburg, 1983–89 Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland, ab 1987 Leiter der Abrüstungskampagne für Greenpeace International, 2001–09 Executive Director von Greenpeace International.

  8. Im Original: »Gurld«. Peter Gurlt, Jg. 1956, Beamter, Zollbeamter in Westberlin, engagiert bei Greenpeace.

  9. Bei der genannten Person handelte es sich nicht um einen Korrespondenten, sondern um einen Kameramann der ARD.

  10. Hartwig Heber, Jg. 1944, Journalist, ab 1985 als ARD-Hörfunkkorrespondent in der DDR akkreditiert.

  11. Hartmut Jennerjahn, Jg. 1944, Journalist, 1980–88 als Korrespondent der dpa in der DDR akkreditiert.